„Qualität der Versorgung sichern“
„Qualität der Versorgung sichern“
14.12.2016, VON JÜRGEN GERRMANN —
Grüner Landtagsfraktionschef und der CDU-Gesundheitsexperte sind sich in Einschätzung des Arzneimittelversandhandels einig
Schwarz-grüne Allianz in der Gesundheitspolitik: Wie der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich macht sich auch der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Andreas Schwarz, für die flächendeckende Medikamentenversorgung der Bevölkerung durch die Apotheke in Wohnortnähe stark.„Das ist eigentlich ein klassischer Fall für die Bundesgesetzgebung“, weiß auch Andreas Schwarz, aber da es sowohl der grünen Landtagsfraktion als auch Sozialminister Manfred Lucha es sehr wichtig sei, eine flächendeckende wohnortnahe Gesundheitsvorsorge zu gewährleisten, sei man doch aktiv geworden.
Länder fordern: Regierung soll Verbot prüfen
Dass das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), nach dem ausländische Versandapotheken sich nicht an die Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel halten müssen, Probleme für Apotheken gerade auf dem flachen Land bereiten könnte, hatte schon der Gesundheitsexperte der CDU-Bundesfraktion, der Nürtinger Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich, in einem Interview mit unserer Zeitung vom 23. November befürchtet.
Medikamente vor Ort kaufen zu können und sich auch dabei beraten zu lassen, „das gehört einfach zur Daseinsvorsorge, genauso wie der Hausarzt oder ein medizinisches Gesundheitszentrum in der Nähe“, ist auch Andreas Schwarz überzeugt. Daher habe sein Parteifreund Lucha (er stammt aus dem Wahlkreis Ravensburg, also auch aus dem ländlichen Raum) Kontakt mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und auch mit seiner bayerischen Kollegin Melanie Huml aufgenommen. Und gemeinsam trügen die beiden Südländer nun eine Initiative im Bundesrat.
Die Bundesländer hätten im Zusammenhang damit am 25. November die Bundesregierung aufgefordert zu prüfen, ob ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zielführend und auch mit dem EuGH-Urteil vereinbar sei.
In den Preiskampf wollen die Grünen nicht eingreifen
Die Grünen im Ländle sähen die Sache differenziert: „Im Vordergrund steht für uns die Qualität der Versorgung und damit der Zugang zur Beratung sowie zum Nacht- und Notdienst“, sagt Schwarz. In den Preiskampf wollten er und seine Parteifreunde nicht eingreifen.
„Der Arzneimittel-Versandhandel kann nur eine Ergänzung sein – nie ein Ersatz“
Andreas Schwarz, MdL, Grüne
Bei akuten Krankheiten (nicht zuletzt von Kindern) sei ein schneller Zugang zu Arzneimitteln und individueller Beratung unbedingt erforderlich: „Eine Apotheke ist eben mehr als eine pure Verkaufsstation. Da gehört schon mehr dazu – eben auch Beratung, Notfallversorgung und Nachtdienst.“
Etwas schwieriger werde die „Gemengelage“, wenn es um die Versorgung von schwer kranken Menschen gehe, die regelmäßig und dauerhaft auf Arzneimittel (und immer dieselben) angewiesen seien. Da könne der Versandhandel eine Ergänzung sein: „Aber ich betone – nur eine Ergänzung. Mehr nicht. Niemals ein Ersatz.“