Die Tandems waren der Renner
Die Tandems waren der Renner
Ein Talenttag für junge Menschen mit Behinderung am Bewegungszentrum Pfulb war ein Erfolg
Kinder, Helfer, Trainer, Lehrer und Besucher strahlten in Schopfloch mit der Sonne um die Wette. Der Talenttag für Behindertensportler am Bewegungszentrum Pfulb ging bei Kaiserwetter über die Bühne. Mindestens wie Könige fühlten sich manche Schüler, als sie auf Tandems mit einem erwachsenen Piloten um Hindernisse kurvten und sich den Fahrtwind um die Nase wehen ließen.
LENNINGEN-SCHOPFLOCH. Die Sonderschullehrerin und Diplom-Sonderpädagogin Gabi Kazmaier eröffnete mit der Veranstaltung das neu gegründete inklusive Bewegungszentrum. Neben Kindern mit Behinderung der Nürtinger Bodelschwinghschule und der Esslinger Rohräckerschule waren auch Kinder verschiedener Lenninger Schulen mit von der Partie. Um eine Ahnung davon zu bekommen, wie sich beispielsweise ein sehbehinderter Mensch fühlt, durften sich die Schüler ohne Handicap mit schwarzen Augenmasken vorwärtstasten oder auf einem der zehn nagelneuen Tandems in die Pedale treten, die von der Katarina-Witt-Stiftung gefördert wurden. Ein Angebot, das auch der Nürtinger CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich annahm.
Wo sich sonst bei Schnee die Liftbügel drehen, hatten die Schüler bei Kaiserwetter bei verschiedenen Lauf-Staffeln auf frisch gemähten Wiesen ihren Spaß. Beim Rennen, Purzelbaumschlagen, Werfen und Balancieren lief mächtig der Schweiß. Am meisten ins Schwitzen geriet jedoch Leon Adriaans: Der Landestrainer für den Nachwuchs im Bereich Ski nordisch im Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband (WBRS) hatte sich im Plüschanzug als Skitty-Maskottchen der Skischulen des Deutschen Skiverbands unter die Kinder gemischt. „Ich bin ein lebendes Vorbild“, sagte der Trainer mit Hinweis auf seinen fehlenden Unterarm. Für ihn war es keine Frage, bei dem Talenttag dabei zu sein. Bei den letzten Paralympics hatten Schützlinge, die er früher unter seinen Fittichen hatte, im Biathlon und Langlauf Gold beziehungsweise Bronze geholt. „Da habe ich schon ein paar Tränchen verdrückt, und es motiviert mich, weiterzumachen.“
Nicht lange überlegen musste auch Waltraud Lenhart, Geschäftsführerin von Leki, als Gabi Kazmaier sie darum gebeten hatte, als Mitbegründerin und Gesellschafterin in das Bewegungszentrum Pfulb einzusteigen. „Das ist eine tolle Sache. Die Pfulb braucht einen neuen Impuls. Wenn man sieht, wie sich Kinder heute anderweitig beschäftigen, ist es toll, sie in Bewegung zu bringen“, betont die Chefin des Kirchheimer Sportausrüsters.
Kazmaier und Joachim Rieker, Fachwart Kinder und Jugend im WBRS, animierten die Kinder, die Geräte auszuprobieren und mit den Behindertensportlern das Gespräch zu suchen. Manche schnallten sich die Inliner an, andere rollten auf dem Handbike Richtung Hasental. Beim Para-Biathlon wird die Zielscheibe nach Gehör ins Visier genommen. Ein schrilles Fiepen signalisiert ein perfekt ausgerichtetes Gewehr.
Von allen Seiten gab es großes Lob für die Veranstaltung, die Gabi Kazmaier als Kooperationspartnerin des WBRS und der Deutschen Behindertensportjugend (DBSJ) organisiert hatte. „Sie hat viele Klinken geputzt“, sagte Michael Huhn, Nachwuchsbundestrainer im Para-Ski nordisch, mit Blick auf die zahlreichen Repräsentanten der Sportverbände, die an die Pfulb gekommen waren, anerkennend. Heinz Rieker, Vizepräsident des WBRS, war insbesondere begeistert von der Kooperation mit den Schulen.