Nürtinger Zeitung

Die Vereinigten Neckarstaaten öffneten die Tore

Die Vereinigten Neckarstaaten öffneten die Tore

10.08.2017, —

Vier Tage lang gab es den neuen Staat am Gymnasium Neckartenzlingen – Das Projekt „Schule als Staat“ machte es möglich

NECKARTENZLINGEN (pm). In der Woche vor den Sommerferien wurden die schon sehr lange im Voraus geplanten und organisierten Vereinigten Neckarstaaten im Gymnasium Neckartenzlingen feierlich eröffnet. Das Staatsorchester spielte die eigens komponierte Hymne, die Staatsbürger sangen kräftig mit, Premierministerin Klara Gradzka und Staatspräsident Julian Borbeck begrüßten ihre Bürger, die Regierungschefin des Nachbarlandes Neckartenzlingen, Melanie Gollert, gratulierte und schließlich wurde die Flagge gehisst. Ein würdiger Start! Viel gab es in den Vereinigten Neckarstaaten zu bestaunen und schon an Tag eins wurde geschlemmt, gespielt, verhandelt, Theater gespielt, eingekauft, sich gegruselt, fotografiert, gestaltet, debattiert. Davon konnten sich auch die ersten Gäste überzeugen. Eltern, Großeltern, Ehemalige – alle waren willkommen und besuchten bereits am ersten Tag den neu gegründeten Staat.

Neben der Bürgermeisterin Neckartenzlingens und einigen Gemeinderäten beglückwünschten auch die Kandidatin der FDP für den Bundestag, Renata Alt, und der VfB-Aufsichtsratschef Martin Schäfer die Organisatoren, Politiker und alle Mitwirkenden des Großprojekts Schule als Staat zu diesem gelungenen Auftakt. Auch der zweite Tag in den Vereinigten Neckarstaaten war ein voller Erfolg. Ab 14 Uhr war die Grenze zu den Vereinigten Neckarstaaten geöffnet und neben den Staatsbürgern strömten die Touristen in Massen hinein. Jeder Tourist erhielt ein Visum und die Möglichkeit, Euro in „Röschi“ umzutauschen. Die Geschäfte in den Betrieben blühten regelrecht auf. Neben zahlreichen Touristen, die fleißig Burger aßen, Säfte genossen, Ehen schlossen und Geisterbahn fuhren, bekamen die Vereinigten Neckarstaaten auch am Freitag wieder hohen Besuch: Astrid Linnemann, die persönliche Mitarbeiterin des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, kam in dessen Namen, um sich einen Eindruck von den Vereinigten Neckarstaaten zu verschaffen. Sie wurde vom Staatspräsidenten durch den Staat geführt, gab ein Interview beim Radio und durfte die nachmittägliche Parlamentssitzung mitverfolgen. Sie zeigte sich sehr beeindruckt von dem, was die Schülerinnen und Schüler hier vor und hinter den Kulissen auf die Beine gestellt haben.

Das Staatsorchester begann den Auftakt des Abendprogramms um 18 Uhr mit der Hymne und zahlreichen weiteren Stücken, die mit großem Applaus belohnt wurden. Anschließend gestalteten die Poetryslammer in einem Battle um die Beiträge der ehemaligen Schülerinnen Tamara Look und Corinna Schickhardt herum beeindruckend wortgewandt den weiteren Abend.

Am Montag öffneten die Vereinigten Neckarstaaten nach einer kleinen Pause über das Wochenende wieder ihre Tore. Weiterhin blühten die Geschäfte so, dass einige Betriebe bereits vor der Schließung des Staates am Nachmittag völlig ausverkauft waren. Von der florierenden Wirtschaft konnte sich auch Alexander Gilles von der Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn, Sponsor der Personalausweise und der Röschis, bei einem Rundgang durch die Vereinigten Neckarstaaten überzeugen.

Neben den ökonomischen Erfolgen konnten die Vereinigten Neckarstaaten auch wieder zahlreiche kulturelle Höhepunkte präsentieren: Das Staatstheater beeindruckte täglich mit einem gefüllten Spielplan, das Orchester präsentierte Kurzkonzerte und im Laufe des vorletzten Tages kamen die Bürgerinnen und Bürger sogar in den Genuss von Straßenmusik.

Eine Demonstration sorgte für großes Aufsehen, im Gerichtssaal wurde debattiert und geurteilt, die Tageszeitung, das Radio und das Fernsehen berichteten über große und kleine Spektakel. Auf politischer Ebene durften die Vereinigten Neckarstaaten am Montag noch einmal hohen Besuch empfangen: Der gut besuchten Parlamentssitzung ging eine Diskussionsrunde mit drei „echten“ Politikern voraus: Die Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich (CDU), Matthias Gastel (Grüne) und Rainer Arnold (SPD), die die Vereinigten Neckarstaaten an diesem Tag besuchten, waren alle sehr beeindruckt von dem, was die Schulgemeinschaft des Gymnasiums auf die Beine gestellt hatte. Sie diskutierten mit den interessierten Mitgliedern des Parlaments über zentrale Themen wie beispielsweise Schulpolitik, Umweltschutz, die gleichgeschlechtliche Ehe und Terrorismus. Rainer Arnold betonte in dem Gespräch, wie wertvoll es für Schülerinnen und Schüler sei, Demokratie am lebenden Beispiel zu erleben, statt nur im Klassenzimmer zur erlernen. Die Politiker überreichten Premierministerin Klara Gradzka und dem Staatspräsidenten Julian Borbeck als Anerkennung für das gelungene Projekt eine Juniorwahl-Aktie, die eine Juniorwahl parallel zu einer Bundestagswahl ermöglicht.

Am Dienstag war der letzte Tag in den Vereinigten Neckarstaaten. Vormittags verkauften die Betriebe ihre letzten Vorräte, die Gerichte kamen zu den letzten Entscheidungen und die Parlamentarier trafen sich ein letztes Mal. Doch auch der letzte Tag ereignete sich nicht ohne Schlagzeile: Der Staatspräsident wurde während der Sitzung entführt! Die Übergabe des Präsidenten gegen leckere Burger und Röschis fand erst kurz vor dem abschließenden Staatsakt statt, aber der Staatspräsident konnte dann glücklicherweise gesund und munter seine letzte Rede halten.

Der feierliche Staatsakt wurde mit der Hymne eröffnet, Staatspräsident und ein Vertreter der Premierministerin lobten in ihren Reden den überaus positiven Verlauf des Großprojektes. Auch die Schulleitung äußerte sich begeistert über das große Engagement von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern. Das offizielle Ende des Staates wurde mit dem Niederholen der Flagge symbolisiert. Abschließend erhielten einige Betriebe Preise für wirtschaftliche Erträge, Kreativität, Design und Professionalität. Das Großprojekt „Schule als Staat“ fand so einen würdigen Abschluss.