Kunst als Brücke zwischen Mensch und Natur
Kunst als Brücke zwischen Mensch und Natur
Die aktuelle Ausstellung in der Reuderner Galerie „Die Treppe“trägt den Titel „Um-welt“
NT-REUDERN. Galeristin Brigitte Kuder-Bross eröffnete in der Galerie Die Treppe ihre neue Ausstellung zum Thema „Um-welt“. Der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich und Umweltminister Franz Untersteller waren dabei.
Wieder einmal ist es der liebenswürdigen Galeristin gelungen, an einem strahlend sonnigen Sonntagvormittag zahlreiche Gäste zu einer interessanten Vernissage in ihre kleine, feine Galerie zu locken. Zur hellen fröhlichen Morgenstimmung passten die Klänge eines Louis-Armstrong-Songs perfekt: Die Musikerin Iris Oettinger spielte mit ihrer Band bei der Eröffnung der Kunstexposition „What a wonderful world“.
„Es ist gut, dass es in einer Zeit, in der man so viel über Trump und Erdogan reden muss, auch noch andere Themen gibt“, freute sich Bundestagsabgeordneter Michael Hennrich in seiner Begrüßungsansprache. Gleichzeitig gratulierte er Brigitte Kuder-Bross zu ihrer letzten, sehr erfolgreichen Ausstellung in Nürtingen mit Werken von Janosch und Udo Lindenberg, die mehr als 10 000 Besucher angezogen habe.
Die neue Ausstellung der agilen Galeristin widmet sich dem nicht einfachen Thema „Um-welt“. Bis Anfang Mai zeigen drei regionale Künstler Exponate zu diesem komplexen Sujet. Auf den verschiedenen Ebenen der Galerie sind Werke von Markus Wilke, Sonja Váudrin, Rainer Hoffelner und Friedensreich Hundertwasser ausgestellt. Wilkes Arbeiten tragen den Titel „übrigens“. Váudrins Werke sind mit „Die Welt ist schön“ überschrieben und Rainer Hoffelner fand die Überschrift „Save the planet“ für seine großformatigen Gemälde. Die Bilder von Friedensreich Hundertwasser tragen die Headline „Die Straße der Überlebenden – oder – Flucht ins All“.
Der Begriff „Umwelt“ wird meistens im politischen Kontext gebraucht
Hundertwasser sei davon überzeugt gewesen, dass Kunst die Brücke zwischen Mensch und Natur bilde, erklärte Umweltminister Franz Untersteller und versuchte, den Begriff „Umwelt“ zu erläutern. „Er erscheint schlicht, doch es steckt ziemlich viel dahinter. Es ist die Umgebung eines Lebewesens, die auf dieses einwirkt.“ Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts sei das Thema stark mit der Ökologiebewegung verknüpft und werde heute hauptsächlich im politischen Kontext gebraucht. Obwohl der Mensch im Gegensatz zum Tier viel weniger an die Umwelt gebunden sei, sich sogar eine eigene Umwelt schaffen könne, habe die ökologische Bewegung in den letzten Jahrzehnten deutlich gemacht, dass auch wir von der Umwelt abhängig sind. Durch die wachsende Umweltverschmutzung, die knapper werdenden Ressourcen, den Klimawandel empfänden die Menschen den Begriff heute meist als negativ.
„Kunst kann zum Nachdenken anregen“, schlug Franz Untersteller einen Bogen zu den Exponaten. Diese Ausstellung trage als interdisziplinäre Sprache gewiss ihren Teil dazu bei, das habe schon Josef Beuys gewusst. „Lassen Sie die Bilder zu sich sprechen“, lud der Minister zum Betrachten der Werke ein.
Die Motive des Reutlinger Malers Markus Wilke sind im Müll unserer Wohlstandsgesellschaft verborgen, bei den sogenannten „Verdauungsprodukten des Konsums“, wie Minister Untersteller es ausdrückte. Wilke zeigt auf seinen farbkräftigen, klar gepinselten Öl- und Acrylgemälden, wie viel Ästhetik in den Wegwerfprodukten steckt, wie plakativ Kabelsalat, Blechdosen, Kunststoffrohre oder Plastiksäcke sein können. „Mich interessiert das Schöne im Hässlichen“, verriet Markus Wilke. Ihm gehe es darum, aus gegenständlichen Dingen abstrakte Situationen zu kreieren und kunsthistorische Verweise zu schaffen, sagte er.
Das Lieblingsmotiv des Lenninger Künstlers Rainer Hoffelner, der seine Werke demnächst auch auf der Kunstmesse in Miami ausstellen wird, ist die Form des Kreises. Auf einer perfekten Rundung tanzen fragile, kleine Tuschemännchen. Die primäre Form symbolisiert die Erdkugel, die Hoffelner in immer neuen Variationen, Farben und verschiedenen Hintergründen ausdrucksvoll auf Leinwand bannt. Leuchtstark, tiefgründig und mit einem leichtfüßigen Humor erzählen seine Werke von der Zerbrechlichkeit der Umwelt, bringen aber die Freude über den Tanz des Lebens, vor allem aber die große Schönheit der Welt zum Ausdruck.
Diese zu zeigen, ist auch der Malerin Sonja Váudrin aus dem Schurwald ein Anliegen. „Wenn morgens die Vögel klingen und der Nebel sich lichtet, weiß ich, es wird ein guter Tag“, sagt Váudrin. Diese Stimmung überträgt sie auf ihre lichtvollen Gemälde aus Acryl, Öl oder Mischtechnik. „Die Farben sind meine Partner. Es ist ein Glück, sich über die Malerei als Künstler zu finden und sich seine eigene Welt schaffen zu können“, sagt sie. Und Brigitte Kuder-Bross bestätigt: „In einer so schlechten Welt leben wir doch gar nicht, deswegen passen auch die Werke der ausstellenden Künstler so gut in den Rahmen des Umweltthemas.“
Die Ausstellung in der Galerie Die Treppe ist freitags 16 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Telefon (0 70 22) 3 48 74 geöffnet.