Nürtinger Zeitung

Hennrich kandidiert erneut für Bundestag

Hennrich kandidiert erneut für Bundestag

20.07.2020 05:30, VON ANNELIESE LIEB —

97,5 Prozent der Delegierten schicken den Bundestagsabgeordneten erneut ins Rennen um das Direktmandat

Für Michael Hennrich war die Nominierung in der Filharmonie ohne Gegenkandidat ein Spaziergang. Seit 2002 vertritt er den Wahlkreis Nürtingen im Bundestag. Die Zustimmung in den Reihen seiner CDU ist groß: 80 von 83 Delegierten (97,5 Prozent) wählten Hennrich und signalisierten damit ihre Unterstützung im anstehenden Bundestagswahlkampf 2021.

Gleich zu Beginn seiner Bewerbungsrede am Freitag in der Filharmonie in Filderstadt wies Hennrich darauf hin, dass ihm in den letzten Tagen viele Weggefährten Glück gewünscht und ihm mitgegeben hätten, dass er der Nominierung ja ganz entspannt entgegensehen könne. Doch auf die leichte Schulter wollte der langjährige Bundespolitiker die Wahl nicht nehmen. “Es ist jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung und Prüfung.“ Denn es stelle sich ja auch die Frage, ob noch alle Parteimitglieder, die ihn über Jahre begleitet haben, auch noch voll hinter seiner Arbeit stehen.

An Kraft und Motivation im Wettbewerb um das Direktmandat fehlt es ihm nicht. „Gerade in den letzten Wochen und Monaten der Coronakrise, als die Politik gefordert war, habe ich an mir selbst erlebt, mit welcher Freude und Begeisterung ich am Ende diesen Job mache, und dass ich Sorgen ernst nehme.“ Mit dieser Motivation strebt er 2021 seine sechste Wiederwahl an.

Und wie gestaltete sich das Politikerdasein in Zeiten von Covid19? Mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen habe er diskutiert, blickt Hennrich zurück, „und manchmal hat es einfach gereicht, zuzuhören, zu diskutieren und zu erklären.“ In vielen Fällen sei es aber auch um ganz konkrete Unterstützung gegangen.

Seit 2005 ist der Jurist Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und seit 2009 Berichterstatter für den Bereich Arzneimittelversorgung, Apotheken und IQWIG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen). Er selbst bezeichnet sich als leidenschaftlichen Gesundheitspolitiker. Allein über die Arzneimittelversorgung könnte er lange reden, sagte Hennrich. Er beschränkte sich indes auf wenige Schlaglichter, wie etwa die aktuelle „Baustelle Pflegebonus Krankenhaus“. Seine Ziele für die zu Ende gehende und die neue Legislaturperiode: eine gerechtere Finanzierung, eine gemeinsame Gebührenordnung, die Aufwertung nichtakademischer Heilberufe oder die Reduzierung der Lieferenpässe in der Arzneimittelversorgung.

Doch die Gesundheitspolitik ist nur ein Bereich, mit dem sich Hennrich als Abgeordneter beschäftigt. Eine der größten Herausforderungen – „nicht erst seit der Coronakrise“ – sei für ihn, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Wirtschaft weiterhin Wachstumsperspektiven habe. Die Automobilwirtschaft und der Maschinenbau hätten in Baden-Württemberg über Jahre hinweg die wirtschaftliche Entwicklung geprägt. „Heute erleben wir eine Gesellschaft, die diesen Teil der Industrieellen Wertschöpfung infrage stellt.“ Das wirke sich nicht nur auf die großen Automobilhersteller aus, sondern treffe konkret auch Unternehmen in seinem Wahlkreis. Recaro in Kirchheim, Heller in Nürtingen und Modine in Filderstadt nannte er. „Wenn hier Arbeitsplätze verloren gehen spart man auch beim Einkaufsbummel, beim Besuch der Therme, geht weniger Essen im Restaurant und zu keiner Kulturveranstaltung in der Mäulesmühle.“

Entbürokratisierung und weniger Belastung durch Steuern

Doch Hennrich will dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen: „Wir als Union werden uns mit aller Gewalt gegen eine solche Entwicklung stemmen und schauen, wo wir als Politik die Automobilindustrie, den Maschinenbau und die Zulieferer unterstützen können.“ Ziel müsse es sein, die unterschiedlichsten Technologien zu fördern. Sein Eindruck: „Dass es in Deutschland Tendenzen gibt, alles platt zu machen, wovon wir leben, unseren Sozialstaat bezahlen und unseren Wohlstand schöpfen.“ Ohne eine rudimentäre Alternative geschweige denn eine funktionierende und schlüssige Zukunftstechnologie oder -investition werde man nicht satt. Hennrichs Formel, um der Industrie aber auch den vielen kleinen Unternehmen, Freiberuflern und Handwerkern zu helfen: Entbürokratisierung, weniger Belastung durch Steuern und Sozialabgaben und eine gute Infrastruktur.

Weitere Themen, auf die der Bundespolitiker kurz einging, waren der Klimaschutz und die Digitalisierung, die auch im Bereich des Gesundheitswesens viele neue Perspektiven eröffne.

Als einer der ersten gratulierte Steffen Bilger zur Nominierung, Fraktionskollege im Bundestag, Staatssekretär im Verkehrsministerium, und CDU-Bezirksvorsitzender für Nordwürttemberg. Er leitete die Wahlkreisvertreterversammlung.