Nürtinger Zeitung

Neujahrsempfang in Unterensingen

Neujahrsempfang in Unterensingen

03.02.2020 05:30, VON JULIANE KUNZ —

Rund 150 Gäste kamen zum Neujahrsempfang in Unterensingen

Die Selbstständigen Unterensingen und die Gemeinde haben am Samstagabend zum Neujahrsempfang ins Udeon eingeladen. Ihre Gastredner sprachen über die Verkehrssituation und den öffentlichen Nahverkehr in der Region Stuttgart. Einig waren sich alle: Die Infrastruktur muss entlastet werden.

UNTERENSINGEN. Der Einladung der Selbständigen Unterensingen und der Gemeinde folgten fast 150 Personen sowie drei Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Nebenan fand ein Handballspiel statt, die Parkplatzsituation war angespannt. Es hätte keine bessere Einführung in das Thema des Abends geben können.

Bürgermeister Sieghart Friz sprach neben der angespannten Wohnmarktsituation in der Gemeinde auch über die Schwierigkeiten der ansässigen Firmen, geeigneten Raum für Gebäudeinvestitionen zu finden. Er prophezeite: „Die Firmen im Raum Stuttgart werden abwandern, weil die Flächen zu klein werden und die Preise zu hoch.“

Schnellere und kürzere Wegstrecken müssten her, am Geld läge es nicht: „Es sind die langen Planungsphasen und der Mangel an bezahlbaren Flächen, die der Wirtschaft das Leben schwermachen.“

Nicola Schelling, Regionaldirektorin des Verbandes Region Stuttgart, hält fest an Stuttgart und dem Umland als traditionell wirtschaftsstarker Region: „Wir sind die Kernregion Baden-Württembergs und ein starker Motor in Deutschland und somit in der EU.“ Hier fände auf engem Raum sehr viel statt.

Matthias Gastel, Grünen-Bundestagsabgeordneter, fasste das überregionale Problem des Verkehrs am Beispiel seiner kürzlich getätigten Reise von Berlin nach Kirchheim zusammen: „Ich bin mit dem ÖPNV angereist – würde ich Ihnen im Detail von meiner Reise berichten, ich könnte eine ganze Stunde füllen.“

Er plädiert für Tangentialverbindungen für die Region Stuttgart. Das würde das S-Bahnnetz entlasten. „Stellen Sie sich vor, Sie könnten von Nürtingen über Esslingen und Fellbach nach Waiblingen fahren und müssten nicht durch Stuttgart durch. Sie wären mit dem ÖPNV schneller als mit dem Auto.“

Der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich legte den Fokus in seiner Rede auf die Frage, welchen Antrieb es in der Mobilität der Zukunft geben wird. „Wer behauptet, der Verbrennungsmotor hätte die bessere energetische Bilanz, den erinnere ich daran, dass China in zehn Jahren den Verbrennungsmotor vom Markt verbannen wird.“

Bis in zehn Jahren müsse also eine andere Lösung gefunden und hinreichend entwickelt worden sein, wenn man wettbewerbsfähig bleiben möchte.

Renata Alt von der FDP sieht Deutschland abgehängt von den rasanten Entwicklungen in anderen Ländern: „In den Arabischen Emiraten fahren autonome Mini-Busse – ohne Probleme. Im Bereich der künstlichen Intelligenz hat Deutschland den Anschluss verpasst.“ Alt kommt in der Welt herum, reist viel und macht Erfahrungen mit ÖPNV weltweit. In der schwäbischen Heimat sei sie kürzlich um 18.20 Uhr gelandet. Daheim in Kirchheim war sie erst um 20.50 Uhr. „Der Bus war weg, die Bahn hatte Verspätung und Endstation war nicht in Kirchheim, sondern in Plochingen.“

Gastel gab Hoffnung: Bald würden in Nürtingen vier bis fünf Züge von und nach Stuttgart pro Stunde fahren, die S-Bahn käme dazu zweimal die Stunde.