Nürtinger Zeitung

Maientagsgeflüster

Petrus hat´s gut gemeint mit den Nürtinger Schulkindern: Bei der Brotübergabe und beim Maientags-Festzug lachte die Sonne. Gut, wenn man sich frühmorgens bei noch kühleren Temperaturen für den Zwiebellook entschieden hatte und im Laufe des Vormittags die warme Steppjacke ausziehen konnte. „Die habe ich heute morgen noch gut gebrauchen können“, sagte Renata Alt. Für die FDP-Bundestagsabgeordnete begann das Tagesprogramm recht früh. Schon gegen 7 Uhr stand sie vor der Bäckerei Stückle in Aich am Infostand und verteilte Wahlprospekte für die Europa- und Kommunalwahl. Zwei Stunden später wohnte die Abgeordnete, wie ihre Kollegen Michael Hennrich (CDU) und Matthias Gastel (Grüne), der Brotübergabe beim Nürtinger Maientag vor dem Rathaus bei. Und nachmittags stand nochmal Aichtal im Terminkalender. Zur Eröffnung der Leistungsschau mit Bürgermeister Kruß. Diese Woche ist in Berlin sitzungsfrei. Das heißt aber für Renata Alt nicht, dass ihr Terminkalender leer wäre. „Vor den Wahlen habe ich noch viele Termine im ganzen Land und natürlich in meinem Wahlkreis.

Besonderen Grund zum Strahlen gab es für Dr. Klaus Huber. Der CDU-Gemeinderat feierte am Samstag Geburtstag. Und zu diesem Ehrentag waren die Enkel aus Köln angereist, die den Opa nach dem Festzug abholten, um mit ihm den Rummelplatz mit den Fahrgeschäften zu besuchen.

Dr. Johannes Fridrich verfolgte den Ablauf der Brotübergabe vor dem Rathaus sehr genau. Der neugewählte Nürtinger Oberbürgermeister wird zusammen mit seiner Frau Astrid im nächsten Jahr von der Landjugend Brot und Wein entgegennehmen. Fridrich übernimmt im August die Amtsgeschäfte von Otmar Heirich. Der genaue Termin der feierlichen Amtseinsetzung steht indes noch nicht fest.

Dass der Maientag für die Nürtinger der Nationalfeiertag schlechthin ist, weiß Fridrich von seiner Mutter. Er selbst ist ja in Tübingen geboren. Aber seine Mutter Traude ist ein waschechtes Nürtinger Kind. Sie kann sich noch sehr gut an ihre Maientagsumzüge erinnern. Bilder aus den 1950er Jahren schickte sie am Samstagmorgen ihrem Sohn, um ihn auf den großen Nürtinger Festtag einzustimmen.

Noch bestens erinnern an seine Maientagsteilnahme als Schüler kann sich auch Dr. Matthias Hiller. Das Motto seiner Schule für den Festzug waren damals die „Spitznamen“ der Stadtteile. Als Oberensinger wäre der heutige CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat liebend gerne in ein Sandhasen-Kostüm geschlüpft. Doch für ihn hatte die Lehrerin ein Schnakenkostüm ausgewählt. Nicht, dass Hiller etwas gegen die Zizishäuser hätte. „Das Schlimmste für mich war, dass ich dazu eine Strumpfhose anziehen musste“, erzählte er schmunzelnd.

Bei seinem letzten Maientag als Nürtinger Oberbürgermeister setzte Otmar Heirich noch einige Neuerungen durch. Gestrichen hat er das traditionelle Vesper für Schulleiter und Gemeinderäte nach dem Maisingen in der Stadthalle, das dem Austausch zwischen Kommunalpolitikern und Schulen diente. Wollte man damit den Klagen der Nürtinger Schulleiter über marode Schulgebäude und desolate Sporthallen aus dem Weg gehen? Statt des Vespers im K3N gab es für die Kommunalpolitiker auf dem Festplatz Maientagsbier. Die Stimmung im Zelt soll gut gewesen sein, sogar getanzt haben einige Stadträte.

Eine weitere Neuerung betraf die Festzugstrecke. Verzichtet wurde auf die Ehrentribühne in der Mühlstraße. Dort hatten in der Vergangenheit die Honoratioren und Ehrengäste den Festzug angeschaut. Jetzt marschierten die Gruppen weiter über die Brücke bei der TG und am Neckarufer entlang zum Festplatz. Vorbei an Fahrgeschäften, Buden und über den „Rummelplatz-Hinterhof“ zum TSVO-Gelände. Was da noch vor der Ehrentribühne ankam – die Festwagen mussten eh vor der Fußgängerbrücke abdrehen – war ein „ausgefranster“ Festzug. „Da stecken noch Optimierungsmöglichkeiten drin“, hörte man von Zuschauern und Festzugteilnehmern. Und bis zum nächsten Maientag ist ja noch Zeit, darüber zu beraten, welche Veränderungen wirklich gut waren. ali