Nürtinger Zeitung

Zwölf erste Preise für die jungen Helfer

Zwölf erste Preise für die jungen Helfer

22.11.2018, VON LUTZ SELLE —

Beim Ehrenamtspreis „Starke Helfer“ hat sich die Jury bei den 14- bis 30-Jährigen auf keine Rangfolge festlegen wollen

Zum ersten Mal in der 14-jährigen Geschichte des Ehrenamtspreises „Starke Helfer“ hat es in diesem Jahr bei der Zielgruppe eine Altersbeschränkung gegeben. Nur Ehrenamtliche zwischen 14 und 30 Jahren waren zugelassen. Trotzdem tat sich die Jury richtig schwer und wollte am Ende keinen einzelnen Gewinner küren. Daher gab es für die jungen Helfer zwölf erste Preise.

NÜRTINGEN. Die Gäste im Fritz-Ruoff-Saal der Nürtinger Kreissparkasse, darunter auch Nürtingens Oberbürgermeister Otmar Heirich, haben am Dienstagabend bei der Verleihung der Ehrenamtspreise kurzweilige 90 Minuten erlebt. Als Moderatorin führte Anneliese Lieb, Redaktionsleiterin der Nürtinger und Wendlinger Zeitung, kompetent und unterhaltsam durch den Abend. Mit den passenden Fragen entlockte sie allen Preisträgern interessante Details zu ihren vielschichtigen und ganz unterschiedlichen Ehrenämtern. Wer mehr über das Engagement der jungen Menschen erfuhr, wunderte sich nicht mehr, dass es der Jury des von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und unserer Zeitung gemeinsam veranstalteten Wettbewerbs nicht gelungen ist, von den 25 im Verbreitungsgebiet der Nürtinger/Wendlinger Zeitung eingereichten Bewerbungen weniger als zwölf auszuwählen und für die Gewinner eine Rangfolge festzulegen. Allerdings machte es Anneliese Lieb spannend und verriet erst am Ende der Veranstaltung, dass alle zwölf Endrundenteilnehmer mit demselben Preisgeld – jeweils 500 Euro – von der Kreissparkasse bedacht werden. Das Kreditinstitut hatte eigentlich 5000 Euro ausschütten wollen. Nun gibt es für die Engagierten sogar in der Summe 6000 Euro.

Und damit nicht genug: der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich übernahm noch die Patenschaft für das Leitungsteam des Ferienlagers Panti der katholischen Nürtinger Kirchengemeinde St. Johannes in Großbettlingen und lud die Ehrenamtlichen zu einer viertägigen Reise nach Berlin ein. Dasselbe hat auch der Bundestagsabgeordnete Markus Grübel für die Schulsanitätergruppe des Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasiums angekündigt. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat gleich drei Patenschaften übernommen: er lädt Johanna Steuernagel, Felix Harting sowie Rebekka und Joachim Reiter zu einem Besuch in sein Büro im Landtag in Stuttgart ein.

Die vier jungen Männer der Musikformation „The Scouts“ aus Wendlingen hatten für einen schwungvollen Start des Ehrungsabends gesorgt. Burkhard Wittmacher, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, erklärte danach, warum es bei dem Ehrenamtspreis erstmals eine Altersbegrenzung gab. Ziel sei es gewesen, das Urteil zu entkräften, dass die Jugend „immer egoistischer wird“ und „die Übernahme von Verantwortung“ scheue. „Wir wollten wissen, ob sich junge Menschen in unserem Landkreis engagieren und ihre Freizeit in Vereinen oder Organisationen oder nur auf digitalen Schauplätzen verbringen.“ Schließlich stellte er fest: „Die jungen Menschen, die sich im Landkreis in ihrer Freizeit für andere engagieren, haben uns überzeugt, ja sogar restlos begeistert.“ Noch nie habe ihn die „Qualität der Bewerbungen so positiv überrascht wie in diesem Jahr“. Er hoffe, dass die guten Beispiele viele Nachahmer finden.

„Noch nie hat mich die Qualität der Bewerbungen so positiv überrascht“ Sparkassen-Vorstand Burkhard Wittmacher

Eines der Vorbilder ist Johanna Steuernagel, die bereits als 16-Jährige Verantwortung beim evangelischen Ferienlager in Nürtingen übernahm und eine Gruppe mit 20 Kindern betreute. Sie werde sich weiterhin die Zeit nehmen, die Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren beim Fela anzuleiten. „Man erlebt etwas und geht an seine Grenzen. Kinder und Erwachsene profitieren davon.“

Rebekka und Joachim Reiter betreuen bei den Pfadfindern Royal Rangers das ganze Jahr durch jeden Samstag bis zu 140 Kinder im Alter zwischen sieben und 18 Jahren. „Wir wollen dabei auch den christlichen Glauben vermitteln“, erklärte Rebekka Reiter.

Ebenfalls viel Zeit für Kinder im Alter zwischen acht und 14 Jahren nehmen sich vier junge Turnlehrerinnen beim TB Neuffen. „Es macht Spaß, die strahlenden Kinderaugen bei den Auftritten zu sehen“, erklärte eine der Trainerinnen.

Der Nürtinger Felix Harting übt gleichzeitig drei verschiedene Ehrenämter aus. „Es ist nicht einfach, das unter einen Hut zu bringen, weil ich gerade das Abitur mache“, verriet er. „Aber ich nehme mir gerne die Zeit. Für mich ist diese Arbeit meine Freizeit und die macht mir großen Spaß.“

Ebenfalls gleich in drei Organisationen tätig sind eine junge Frau und drei junge Männer in Unterensingen. „Es macht alles Spaß“, sagten sie. „Und freitagabends haben wir meistens Zeit.“

Zwölf von insgesamt 22 Schulsanitätern des Wendlinger Robert-Bosch-Gymnasiums sind zur Ehrung erschienen. Sie hatten im vergangenen Jahr 136 Einsätze – vom Trost geben über Pflaster kleben bis hin zum Verband machen. „Wir machen die Erstversorgung, bis der Rettungsdienst eintrifft“, erklärte der 16-jährige Leif Schröter. Über Funkgeräte werden sie zu Einsätzen gerufen.

Drei junge Frauen und ein Mann wurden für ihre umfangreiche Arbeit beim Ferienlager Panti in Großbettlingen geehrt. In Großbettlingen ist auch Thomas Schulte-Wieking ehrenamtlich aktiv – beim örtlichen Tennisverein, dessen Mitgliederzahlen derzeit laut seiner Aussage geradezu „explodieren“.

Das Organisationsteam des WO?!-Festivals in Wendlingen und Oberboihingen verwies darauf, dass stets jungen Nachwuchsbands aus ganz Deutschland eine Plattform geboten werde, vor vielen Leuten zu spielen. „Die Scouts haben wir auch groß gemacht.“

Körperlich sehr groß ist Sebastian Braun, der sich zudem in der Tischtennisabteilung des TV Unterboihingen engagiert und einem Flüchtling aus dem Irak bei der Integration hilft.

Rope-Skipping ist nicht nur Seilspringen, sondern eine anspruchsvolle Sportart. Ihre Fertigkeiten haben die Aktiven der Turnabteilung des TSV Frickenhausen bei einer ansprechenden Vorführung bewiesen. Sechs Trainerinnen wurden zudem für ihre Tätigkeit geehrt. „Es erfordert viel Ehrgeiz, bei dieser Sportart dranzubleiben“, erklärte eine von ihnen. „Die Kleinen in der ersten Klasse sind oft verzweifelt.“

Der Köngener Jens Polzien kümmert sich unter anderem regelmäßig um Steinkäuze. Der 21-Jährige ist bereits seit elf Jahren im Nabu aktiv.

Weitere Fotos von der Verleihung des Ehrenamtspreises gibt es im Internet unter „www.ntz.de/bilderstrecken“.