Bewegung als Schlüssel für gesundes Altern
Bewegung als Schlüssel für gesundes Altern
Sportwissenschaftler referierte beim Neujahrsempfang des CDU-Stadtverbands Nürtingen
Die Menschen werden immer älter. Doch wie kann man bis ins hohe Alter fit bleiben? Dieses Thema hatte sich der CDU-Stadtverband für seinen Neujahrsempfang am Samstag in der Kreuzkirche gesetzt. Wolfgang Schlicht vom Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Universität Stuttgart referierte über „Die Bedeutung von Prävention für ein gelingendes Altern.“
NÜRTINGEN. Der Vorsitzende des Stadtverbands, Thaddäus Kunzmann, wies in seiner Begrüßungsrede auf die Herausforderungen der alternden Gesellschaft hin. Während von denjenigen, die 1973 über 50 Jahre alt waren, lediglich vier Prozent ein Alter von über 90 Jahren erreichen konnten, werden von den heute über 50-Jährigen etwa 25 Prozent über 90 Jahre alt werden.
Die Zahlen bestätigte Professor Dr. Wolfgang Schlicht. So nehme laut Statistischem Landesamt die Zahl der 65- bis 80-jährigen Menschen im Kreis Esslingen von 2012 bis 2035 um 33,5 Prozent oder 26 000 Menschen zu. Die Zahl der über 80 Jahre alten Menschen steige um 78 Prozent oder 20 000 Personen.
Der Wissenschaftler machte gleich zu Beginn deutlich, dass es falsch sei, die älter werdende Gesellschaft nur negativ zu sehen. „Die größte Entdeckung in der Forschung ist die Erkenntnis, dass Altern nicht unweigerlich Vergreisung bedeutet. Die meisten Personen jenseits des 65. Lebensjahrs sind weder senil, noch sind sie bettlägrig,“ sagte Schlicht.
Der Dozent hob die produktiven Aspekte des Älterwerdens hervor: Ältere Menschen betreuten Enkelkinder, unterstützten ihre Kinder und Enkel finanziell. Sie erteilten aufgrund ihrer Lebenserfahrung Kindern und Enkeln Ratschläge. Im Alter pflegten sie sich gegenseitig – Frauen die Männer und Männer die Frauen. Zudem wirkten sie im Ehrenamt mit, leisteten bürgerschaftliches Engagement. Der Staatshaushalt werde dadurch um Milliarden Euro entlastet.
Wie produktives Altern gelingen kann, stellte Schlicht dar. Merkmale für ein gelingendes Altern seien unter anderem ein möglichst hohes geistiges und physisches Funktionsniveau, aktive Teilhabe am Leben, soziale Kontakte und die Möglichkeit, sein Leben, selbstbestimmt gestalten zu können. Entscheidend für das gelingende und gesunde Altern sei die Prävention. Viele der im Alter drohenden Erkrankungen könnten präventiv beeinflusst, verhindert oder deren Auftreten hinausgezögert werden. Durch Prävention sei es möglich, im Alter länger gesund zu bleiben.
Altersintegriertes Wohnen ermöglichen
Wesentlich sei es unter anderem, sich gesund zu ernähren, Alkohol nur in Maßen zu genießen, nicht zu rauchen und vor allem den Alltag körperlich aktiv zu gestalten. Das Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhte Fettwerte im Blut, welche die Erkrankung an Schlaganfällen, koronaren Herzerkrankungen, Diabetes und Demenz begünstigen, sinke so erheblich. Die Forschung belege: Körperliche Aktivität ist aus Sicht der Wissenschaft der wesentliche Schlüssel für ein gesundes gelingendes Altern.
Mit zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauerte der Referent seine These. So verwies er auf eine Studie, in der der Gesundheitszustand von sportlich Aktiven mit körperlich Inaktiven ab einem Alter von 58 Jahren verglichen worden war. Das Ergebnis: Der Gesundheitszustand von sportlich aktiven 70-Jährigen glich dem von 63-jährigen inaktiven älteren Menschen. Die Anfälligkeit, an einer koronaren Herzkrankheit zu sterben, lag bei sportlich Aktiven wesentlich niedriger als bei Inaktiven. Auch im Hinblick auf die Mobilität, etwa beim Gehen und Treppensteigen, schneiden die Inaktiven wesentlich schlechter ab und müssen im Alter früher mit Einschränkungen zurecht kommen, als die Aktiven, belegte der Referent mit Studienergebnissen.
Selbst der Mensch, der erst im Alter damit beginnt, sportlich aktiv zu werden, gewinne gegenüber denen an Lebensqualität, die immer inaktiv bleiben. Ein weiterer wichtiger Indikator für ein gelingendes Altern sei die Lebenszufriedenheit. Diese hänge sehr stark mit der Möglichkeit sozialer Teilhabe zusammen, sei es in der Nachbarschaft, in einem Stadtteil oder einer Kommune. Hier schlug der Dozent die Brücke zur Kommunalpolitik. Es sei die Aufgabe der Politik, neben der Bereitstellung von Mitteln auch die Planung von Stadtteilen so zu gestalten, dass dort altersintegriertes Wohnen und Leben möglich sei. Attraktive Quartiere erleichterten es älteren Menschen, körperlich aktiv zu sein. Sie ermöglichten aktive Freizeitgestaltung und am sozialen Leben teilzuhaben.
Etwa 150 Gäste, darunter der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich, die ehemaligen Abgeordneten Elmar Müller und Jörg Döpper und zahlreiche Stadträte waren zum Neujahrsempfang gekommen. Die Sängerin Liuta Dienst und die Pianistin Chiung-Ying Huang umrahmten die Veranstaltung mit ihren Musikstücken. Tradition ist auch der Auftritt der Sternsingergruppe der Katholischen Kirchengemeinde. Sie erinnerten mit ihren Gesängen die Anwesenden an die Bedeutung des Erscheinungsfests.