Nürtinger Zeitung

FDP will die drittstärkste Kraft werden

FDP will die drittstärkste Kraft werden

05.08.2017, VON LUTZ SELLE —

Die stellvertretende Bundesvorsitzende Katja Suding rechnet mit einem Comeback der liberalen Partei im Bundestag

Zwischen Terminen in Leinfelden-Echterdingen, Esslingen und Sindelfingen ist Katja Suding diese Woche zum ersten Mal in Nürtingen gewesen und hat sich bei der Nürtinger Zeitung einem Redaktionsgespräch gestellt. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP ist zuversichtlich, dass ihre Partei am 24. September als drittstärkste Kraft in den Bundestag zurückkehrt.

NÜRTINGEN. Begleitet von der FDP-Bundestagskandidatin Renata Alt und dem Nürtinger Stadtrat Michael Brodbeck hat die FDP-Fraktionsvorsitzende in Hamburg von Nürtingen bei ihrem Kurztrip nicht viel gesehen. Die Stadtkirche ist ihr positiv aufgefallen. „Einen Überblick konnte ich mir aber nicht verschaffen. Dafür hat die Zeit nicht gereicht“, erzählt die 41-jährige Mutter von zwei Söhnen, die getrennt von ihrem Ehemann lebt und mit Udo Riglewski liiert ist. Den ehemaligen Tennisprofi des TEC Waldau Stuttgart hatte sie nicht bei einer politischen Veranstaltung, sondern „zufällig auf der Straße kennengelernt“, erzählt sie auf Anfrage.

Nicht nur wegen des aus Gemmingen im Landkreis Heilbronn stammenden Udo Riglewski ist die im norddeutschen Vechta aufgewachsene Katja Suding recht häufig im Württembergischen unterwegs. Auch durch ihre Partei kommt sie regelmäßig nach Baden-Württemberg. „Jedes Jahr geht es zum Dreikönigstreffen. Auch sonst ist Baden-Württemberg ein sehr aktiver Landesverband. Ich werde oft eingeladen. Wir erwarten von hier auch viel Rückenwind.“

Katja Suding rechnet fest mit der Rückkehr der FDP in den Bundestag

Auch in Hamburg ist Katja Suding mit der FDP erfolgreich. Unter ihrer Führung schafften die Liberalen 2011 mit 6,7 Prozent das beste Wahlergebnis seit 37 Jahren und den Wiedereinzug ins Hamburger Parlament, in das sie auch 2015 wieder einzog. Nun rechnet Katja Suding auch fest mit der Rückkehr der FDP in den Bundestag. „Alle Umfragen sprechen dafür.“ Die Durchschnittswerte der Meinungsforschungsinstitute würden derzeit zwischen 8,5 bis 9 Prozent für die FDP liegen. „Wir sind gute Wahlkämpfer und schaffen es, auf den letzten Metern noch viele Wähler zu überzeugen. Ich erwarte, dass wir noch ein bisschen zulegen. Aber wir werden eine Menge dafür tun müssen“, sagt Suding. Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen habe die FDP zuletzt auch „ordentlich zugelegt“ auf 12,6 Prozent.

Das Spannendste an der kommenden Bundestagswahl ist für die 41-Jährige „das Rennen um Platz 3“. Wer im Kanzleramt bleibe, sei so gut wie entschieden. „Aber wir wollen die drittstärkste Kraft werden. Das ist unser Anspruch.“

Katja Suding würde bei einer Rückkehr der FDP in den Bundestag mit Listenplatz 1 in Hamburg so gut wie sicher einen Sitz in Berlin bekommen. Auch für Renata Alt stehen die Chancen mit Listenplatz 7 in Baden-Württemberg gut. Sie hofft darauf, dass der Wahlkreis Nürtingen mit Michael Hennrich, Nils Schmid, Matthias Gastel und ihr gleich vier Abgeordnete entsenden kann.

Auf einen möglichen Koalitionspartner im Bundestag möchte sich Katja Suding nicht festlegen. In Hamburg ist die FDP bei einer rot-grünen Mehrheit im Senat in der Opposition. „Wir werden den Wählern Ziele nennen, denen wir uns verschrieben haben. Wenn wir diese in einer Koalition nicht umsetzen können, kämpfen wir in der Opposition für unsere Projekte.“ Bisher seien die Wahlprogramme von CDU und SPD noch sehr unkonkret, findet Suding. „Noch ist nicht sicher, wo Schnittmengen zu unserem Programm sind. Wir wollen gestalten, aber nicht regieren um jeden Preis.“

Der FDP gehe es laut Katja Suding schwerpunktmäßig darum, „jungen Menschen die beste Bildung“ zu ermöglichen. Bei der Finanzierung müsse der Bund stärker einbezogen werden. Investieren möchte die Politikerin auch in Digitalisierung, Lehrerfortbildung, die Sanierung von Schulen und ein flächendeckendes Glasfasernetz. Ihre Partei stehe auch für das Erhalten der Freiheits- und Bürgerrechte. Auch das Thema „Entwicklungshilfe“ sei wichtig. „60 Millionen Menschen auf der Flucht verdeutlichen den Stellenwert.“ Für Deutschland spricht sie sich für ein Einwanderungsgesetz aus. „Wir müssen endlich Ordnung ins Chaos bringen.“ Suding stellt sich ein Punktsystem nach kanadischem Vorbild vor, bei dem Ausbildung, Qualifikation und Sprachkenntnisse der Einwanderer bewertet werden. „Wir haben aber auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die zu uns kommen.“