„Um die Pflege ist es insgesamt gut bestellt“
„Um die Pflege ist es insgesamt gut bestellt“
Die AOK Neckar-Fils hatte zur Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft der Pflege“ in die Nürtinger Stadthalle eingeladen
Zur Podiumsdiskussion über das Thema „Zukunft der Pflege“ freute sich die AOK Neckar-Fils 100 interessierte Gäste im Panoramasaal der Stadthalle K3N begrüßen zu dürfen. Der Bundestagsabgeordnete und Sozialexperte Michael Hennrich hielt einen Impulsvortrag und stand in der anschließenden Diskussionsrunde den Besuchern Rede und Antwort.
NÜRTINGEN. Seit 1. Januar 2017 gibt es das dritte Pflegestärkungsgesetz, nachdem das erste am 1. Januar 2015 und das zweite Pflegestärkungsgesetz am 1. Januar 2016 eingeführt wurden. „Das Thema Pflege hat in der Bevölkerung eine immense Bedeutung, denn es gibt in Deutschland 4,7 Millionen pflegende Angehörige“, strich der Geschäftsführer der AOK Neckar-Fils, Johannes Bauernfeind, die Wichtigkeit des neuen Pflegestärkungsgesetzes III, das hauptsächlich die Pflegeberatung stärkt und die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in den Kommunen ausbaut, hervor.
28 Milliarden Euro jährlich für Pflegeleistungen
Der stellvertretende gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Hennrich, ließ dann zunächst Zahlen sprechen. 2,8 Millionen Leistungsbezieher profitieren momentan von Leistungen der Pflegeversicherung. 28 Milliarden Euro würden in Deutschland aktuell jährlich für Pflegeleistungen ausgeschüttet. „Wenn wir pflegende Angehörige entlasten, kommt das unmittelbar dem zu Pflegenden zugute“, sieht Hennrich dadurch auch eine Berechtigung der Beitragserhöhung 2017 um 0,2 Prozent, die fünf Milliarden mehr Einnahmen bringen soll.
Die bisherigen drei Pflegestufen des alten Pflegegesetzes würden jetzt in fünf Pflegegraden im Pflegeunterstützungsgesetz II besser abgebildet. „Vor allem die einheitlichen Prüfungskriterien bei körperlichen Gebrechen und Demenz sehe ich als eine wichtige Änderung an“, freute sich der Sozialexperte, und außerdem darüber, dass auch in der ambulanten Pflege eine Leistungsverbesserung erzielt werden konnte.
Beim geplanten Thema Generalisierung – die einheitliche Ausbildung der drei Ausbildungsberufe Kinder-, allgemeine Kranken- und Altenpflege – gebe es in den Verhandlungen große Meinungsverschiedenheiten und es sei ein schwieriges Unterfangen, hier eine Einigkeit zu erzielen. „Um die Pflege ist es aber insgesamt gut bestellt, sodass man beruhigt älter werden kann“, schloss Hennrich seinen Vortrag.
Jan-Lennart Löffler freute sich, zur anschließenden Podiumsdiskussion kompetente Gesprächspartner aus verschiedenen Bereichen begrüßen zu dürfen. Klaus Maschek (Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes Nürtingen), Cornelia Mayer (Pflegedienstleitung Krankenpflegeverein Nürtingen), Johannes Bauernfeind (AOK Neckar-Fils) und Michael Hennrich stellten sich den Fragen des Moderators und der Besucher.
„Wir benötigen bedarfsgerechte Angebote in der professionellen Pflege, die auch bezahlbar sind“, forderte Klaus Maschek und verlangte von der Politik die rentenrechtliche Gleichstellung von Pflege- und Kindererziehung. Cornelia Mayer berichtete über erste positive Erfahrungen mit dem neuen Pflegestärkungsgesetz. „Der Übergang in die fünf Pflegegrade ist unkompliziert vonstattengegangen.“ Leider würden die Pflegekräfte oft zweckentfremdet, zum Beispiel als Reinigungskräfte beansprucht. „Das Problem ist, dass viele Angehörige gar nicht wissen, welche Leistungen ihnen zustehen“, glaubte Hennrich dieses Problem erkannt zu haben.
Beim Thema Spezialisierung in der Kranken-/Altenpflege und dem im Raum stehenden gemeinsamen Ausbildungsberuf (Generalisierung) gingen die Meinungen auseinander. „Wir müssen jungen Leuten eine qualifizierte Ausbildung anbieten, dazu müssen wir aber auch bereit sein, mehr für Pflege auszugeben“, forderte Johannes Bauernfeind. Die Zusammenführung der Ausbildungswege böte sich dazu an. „Pflegekräfte bleiben durchschnittlich nur fünf Jahre in ihrem Beruf, da die Anforderungen zu groß sind“, bemängelte dagegen eine Besucherin.
Ein weiterer Diskussionsschwerpunkt war, wer die Leistungen der Beratung übernimmt. „Alle Pflegekassen sind dazu verpflichtet, umfangreiche Beratungen zu leisten“, stellte Bauernfeind klar. Es sei aber wichtig, dass die Versicherten verschiedene Beratungsstellen (die Kommunen sollen dabei künftig eine zentrale Rolle spielen) in Anspruch nehmen könnten, ergänzte Michael Hennrich. Dem stimmte auch Klaus Maschek bei. „Das System ist noch neu, hat sich bisher aber gut bewährt“, bescheinigte eine im Pflegebereich tätige Teilnehmerin dem neuen Pflegestärkungsgesetz ein erstes positives Fazit.