Nürtinger Zeitung

Die Aufgabe ist noch nicht definiert

Die Aufgabe ist noch nicht definiert

24.08.2016, VON ANNELIESE LIEB —

Thaddäus Kunzmann soll die neu geschaffene Stelle des Demografiebeauftragten übernehmen

Voraussichtlich zum 1. Dezember wird Thaddäus Kunzmann Demografiebeauftragter der Landesregierung. Der 52-Jährige, bis zur Landtagswahl Sprecher der Enquetekommission „Zukunft der Pflege“, hat vor wenigen Wochen erfahren, dass er die Stelle übernehmen soll. Gespräche, welche Aufgaben damit verbunden sind, finden erst im September in Stuttgart statt.

Thaddäus Kunzmann wird Demografiebeauftragter der Landesregierung. Foto: pm

Ende Juli hat die Heilbronner Stimme verbreitet, dass der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann Demografiebeauftragter von Baden-Württemberg werden soll. Die CDU habe in den Koalitionsverhandlungen dazu gedrängt, den Posten zu schaffen, daher habe sie nun auch das Zugriffsrecht, hieß es weiter. Im Interview mit unserer Zeitung bestätigt Thaddäus Kunzmann den Ruf aus Stuttgart.

Herr Kunzmann, haben Sie sich für die neu geschaffene Position beworben oder wurde Ihnen die Stelle angeboten?

Mir wurde die Stelle vor der Sommerpause angeboten, weil ich als Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in der Enquetekommission „Zukunft der Pflege“ Erfahrung mitbringe. Wir haben uns in dieser Kommission nicht nur mit der Pflege im eigentlichen Sinn befasst, sondern haben uns darüber hinaus Gedanken über Quartiersentwicklung, soziales Wohnen und Mobilität im Alter gemacht. Außerdem war ich an den Koalitionsverhandlungen zu dieser Thematik beteiligt und hatte hier bereits Kontakt mit den damaligen Grünen-Verhandlungsführern. Einer davon war der neue Sozialminister Lucha.

Wann ist Ihr Dienstantritt und wem sind Sie unterstellt beziehungsweise wo ist die Position angesiedelt?

Die Position ist im Sozialministerium angesiedelt. Zu welchem Zeitpunkt ich die neu geschaffene Stelle antreten werde, ist noch offen, das müssen erst die anstehenden Gespräche nach den Sommerferien, Mitte September, zeigen.

Es gibt böse Zungen, die sagen, dass es ein Versorgungsposten sei.

Ich beabsichtige, diese Unterstellung durch Leistung zu beantworten. Es wird niemand bestreiten, dass das Thema Wohnen im Alter immer dringlicher wird. Dazu zählen nicht nur die Infrastruktur, sondern auch das soziale Umfeld. Momentan wird das Thema durch die dringliche Suche nach bezahlbarem Wohnraum und der Flüchtlingsunterbringung in den Hintergrund gedrängt. Dort gehört es aber nicht hin und es wird meine Aufgabe sein, es aus der Nische herauszuführen.

Welche Aufgaben sind mit der Stelle verbunden?

So genau kann ich das im Augenblick nicht sagen, weil der Aufgabenbereich noch nicht klar definiert ist. Es wird aber auch um den Bereich Pflege, Senioren, Gesundheit und Mobilität gehen.

Handelt es sich um eine beratende Tätigkeit oder haben Sie auch Kompetenzen?

Auch die genauen Kompetenzen müssen noch abgeklärt werden. Darauf kann ich erst nach weiteren Verhandlungen im Sozialministerium Antworten geben. Es wird aber aller Voraussicht nach keine administrative Tätigkeit werden, sondern eine beratende. Der Demografiebeauftragte wird die Themen setzen und ausarbeiten.

Bei der Demografie geht es ja nicht nur um das Alter, sondern um die wirtschafts- und sozialpolitische Bevölkerungsbewegung. Da spielt auch das Thema Migration rein.

Inwieweit Zuwanderung und Migration in den Aufgabenbereich reinspielen, muss man sehen, auch hier muss ich im Augenblick noch passen.

Das verlorengegangene Mandat bei der Landtagswahl war eine bittere Erfahrung. Haben Sie die Niederlage verdaut und treten Sie bei der nächsten Landtagswahl 2021 wieder an?

Die Enttäuschung nach dem 13. März war groß. Dass ich den Wiedereinzug ins Stuttgarter Landesparlament verpasst habe, weil mir 0,6 Prozent oder umgerechnet 600 Stimmen zum Erreichen eines Zweitmandats gefehlt haben, war besonders bitter. Ich war am Boden zerstört. Der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich gab mir damals den Rat, mich nicht selbst auch noch zu bestrafen, sondern wieder nach vorne zu blicken. Das tue ich inzwischen wieder und kann mir auch gut vorstellen, bei der Nominierung für die nächste Landtagswahl hier im Wahlkreis wieder anzutreten.