Nürtinger Zeitung

Seit 70 Jahren Anwalt für Behinderte und Senioren

Seit 70 Jahren Anwalt für Behinderte und Senioren

24.10.2017, —

Im Rahmen des Kreisverbandstags des VdK-Kreisverbands wurde auch die Arbeit des Verbandes für den Sozialstaat gewürdigt

BEMPFLINGEN (ma). Mit einer Feierstunde und einer ansehnlichen Rednerliste beging der VdK-Kreisverband Nürtingen kürzlich sein siebzigjähriges Bestehen. In der sehr gut besuchten Feier im Dorfgemeinschaftshaus wurde klar, wie stark sich das Arbeitsfeld des Verbands gewandelt hat und wie wichtig die Verbandsarbeit nach wie vor ist. Sozialrechtliche Hilfestellung, Beratung und Betreuung der Ortsverbände sind auch heute noch Kernaufgaben des VdK- Kreisverbands Nürtingen, der zur Zeit rund 2500 Mitglieder zählt.

Sage und schreibe acht VdK-Mitglieder können ebenfalls auf 70 Jahre Zugehörigkeit zum Sozialverband zurückblicken. Es sind dies: Erich Schlageter, Ortsverband Bempflingen-Neckartenzlingen, Frida Gölz, Ortsverband Bissingen-Dettingen, Karl Appenzeller, Ortsverband Kirchheim, Otto Kuppinger, Ortsverband Notzingen, Reinhold Boffenmayer, Ortsverband Ohmden, Gerhard Härtel, Ortsverband Lenninger Tal, Martin Baumann und Friedrich Schur, Ortsverband Weilheim. Diese langen Mitgliedschaften wurden vom Kreisverband mit einem Präsent gewürdigt.

Zahlreiche Festredner hoben Bedeutung des VdK hervor

Bempflingens Bürgermeister Bernd Welser, der auch für Bürgermeisterin Melanie Gollert, Neckartenzlingen, sprach, würdigte als erster Redner die Arbeit des Sozialverbands. Für den neu gewählten Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Nürtingen, Dr. Nils Schmid (SPD), der auch für MdB Michael Hennrich (CDU) das Grußwort sprach, hat der VdK ebenfalls nichts von seiner gesellschaftlichen Bedeutung verloren. Dass der Sozialverband VdK sich bei allen Themen der Sozialpolitik zu Wort melde und sich in die politische Diskussion einmische, sei eines seiner Markenzeichen. Die Leiterin des Kreissozialamts Esslingen, Regina Lutz, unterstrich beide Ansichten: So sei der VdK als Anwalt für Behinderte, Senioren und chronisch Kranke unverzichtbar, zumal man mit wachsenden Problemen wie steigender Altersarmut rechnen müsse. „Der Sozialverband VdK sei schon immer für Werte wie Solidarität und Menschlichkeit eingetreten.

Auch die Oberbürgermeisterin der Stadt Kirchheim, Angelika Matt-Heidecker, lobte die engagierte Arbeit des Sozialverbands VdK und zitierte zur Bekräftigung ihrer Ausführungen einige Stellen aus bereits historischen Gemeinderatsprotokollen. War es doch auch der frühere Ehrenbürger Karl Schmid, der den VdK-Kreisverband Nürtingen, zu dem auch die Stadt Kirchheim und die umliegenden Gemeinden gehören, jahrzehntelang äußerst erfolgreich geführt hatte. Der Nürtinger Technische Beigeordnete, Andreas Neureuther, hob ebenfalls die humanen Aufgaben des Sozialverbands und insbesondere die rege Tätigkeit des Kreisverbands Nürtingen hervor. Wolfgang Latendorf, Vorsitzender des VdK-Kreisverbands Esslingen, hob die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit beider Kreisverbände hervor.

Der Vizepräsident des VdK Deutschlands und Landesverbandsvorsitzender des VdK Baden-Württemberg, Roland Sing, überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Landesverbands und ging in seinem kurzen Referat auf die aktuelle Sozialpolitik ein. Diese berühre Millionen von Bürgern und selbstverständlich die mehr als 1,8 Millionen VdK-Mitglieder. Dies seien Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stünden und bei denen die allgemeine positive wirtschaftliche Entwicklung leider nicht angekommen sei. Das im Grundgesetz verankerte Sozialstaatsprinzip verpflichte den Staat solidarische Rahmenbedingungen zu schaffen, die dafür sorgen, dass keiner in Armut leben müsse. Es müsse gelten: Mehr Solidarität statt alleinige private Vorsorge. Krankheit und Arbeitslosigkeit dürften nicht zwangsweise in Armut führen, ebenso wenig Erwerbsminderung, Alter und Pflegebedürftigkeit. Das Rentenniveau müsse bei mindestens 50 Prozent stabilisiert werden. Der Sozialverband VdK werde die zukünftige Bundesregierung kritisch begleiten und sich vor allen Dingen weiterhin mit guten Argumenten lautstark einmischen.

Die Festansprache, gehalten vom Kreisverbandsvorsitzenden Klaus Maschek, Bempflingen, umriss die Aktivitäten des Kreisverbands seit seiner Gründung im Jahr 1946, beschrieb den Wandel seiner Aufgabenbereiche und machte deutlich, dass es auch in Zukunft viel zu tun geben werde. Maschek erinnerte an die Gründer des Kreisverbands um den Nürtinger Karl Öttle, die späteren Vorsitzenden Kamerad Jansen, Karl Schmid, Herbert Müller und Jörg Kiener.

Soziale Gerechtigkeit kein Auslaufmodell

Die Einrichtung einer Geschäftsstelle im Jahr 2006 in den Räumen der Diakonie in Nürtingen sei ein Highlight in der Geschichte des Kreisverbands gewesen. Soziale Gerechtigkeit dürfe nicht zum Auslaufmodell werden, so Maschek an die Adresse der Politik. Nicht alle und nicht jede politische Entscheidung dürfe ausschließlich aus finanzpolitischer Sicht entschieden werden. Es müsse gewährleistet sein, dass auch in Zukunft die sozial schwachen Menschen nicht als „soziales Objekt“, sondern als hilfsbedürftige Menschen anzusehen seien, die Hilfe brauchen und denen auch wirklich geholfen werden müsse.

Wie engagiert Mitglieder dem Sozialverband VdK wohl auch wegen dieses ausgeprägten Sinnes für soziale Gerechtigkeit sein können, zeigten die Ehrungen zum Abschluss der Feierstunde, die vom Holzbläserquartett der Musikschule Neckartailfingen unter der Leitung von Gunnar Merkert musikalisch umrahmt wurde. So erhielten aus den Händen des VdK-Vizepräsidenten Roland Sing und des Kreisverbandsvorsitzenden Klaus Maschek, die Mitglieder und Ortsverbandsvorsitzenden Hans Beißer, Holzmaden, und Hermann Kärcher, Bissingen, die „goldene Ehrennadel des VdK Deutschlands“. Die Ortsverbandsvorsitzenden Johann Berlet-Kammerer, Erkenbrechtsweiler, Marlies Deutsch, Neckartailfingen, und Stefan Maskos, Weilheim, wurden mit der „goldenen Ehrennadel des VdK-Landesverbands Baden-Württemberg“ ausgezeichnet. Mit einem kleinen Präsent in den Ruhestand verabschiedet wurde der frühere Kassenrevisor Dieter Kimmerle, Bempflingen.