Nürtinger Zeitung

Weinlese im Neuffener Tal ist fast beendet

Weinlese im Neuffener Tal ist fast beendet

23.09.2017, VON ANNELIESE LIEB —

Beim Weinbergrundgang informierte der Vorstandsvorsitzende der Weingärtnergenossenschaft über den aktuellen Jahrgang

Das Wetter war für die Weinlese gestern perfekt. Doch die Wengerter, die mit ihren Helfern unterm Hohenneuffen im Einsatz waren, haben weniger Grund zum Strahlen. Der Ertrag fällt eher mager aus. „Wir ernten in diesem Jahr nur rund 60 Prozent eines normalen Jahrgangs“, berichtet Jürgen Buck, Vorstandsvorsitzender der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck.

NEUFFEN. Der Weinbergrundgang der Stadt Neuffen hat eine lange Tradition. Auch gestern folgten der Einladung von Bürgermeister Matthias Bäcker wieder Landrat Heinz Eininger, die Bürgermeisterkollegen aus dem Neuffener Tal, Simon Blessing, Daniel Gluiber, Rainer Taigel, dessen Vorgänger Bernd Roller, der Ortsvorsteher von Kappishäusern, Dietmar Freudenberg, die Pfarrer Gunther Seibold und sein katholischer Kollege Achille Mutombo sowie der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich.

Nach dem Frost im Frühjahr sind viele Triebe erfroren

Fast hätte es mit dem Termin gar nicht geklappt: „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir mit der Weinlese so früh dran waren, wie in diesem Jahr“, so Jürgen Buck. Auch der Ertrag lässt in diesem Jahr sehr zu wünschen übrig. Nach dem Frost im Frühjahr sind viele Triebe erfroren. Der relativ heiße Sommer hat dazu geführt, dass die Trauben schnell gereift sind. Wespen und Bienen haben sich an den Trauben gelabt und die Nässe in den zurückliegenden Wochen hat den Fäulnisbefall verstärkt. Deshalb, so Buck, habe man jetzt schnell ernten müssen, um noch mehr Ertragseinbußen zu vermeiden.

Normalerweise, so der Vorstandsvorsitzende der Weingärtnergenossenschaft, hätte man die Trauben bei der aktuellen trockenen Herbstwitterung noch hängen lassen können. „In einem normalen Jahr eigentlich ideale Bedingungen, damit sich die Bukettaromen voll ausbilden.“

Von diesen Spätsommertemperaturen profitieren im Neuffener Tal allerdings nur noch wenige Sorten. Ein Großteil, wie etwa Müller-Thurgau, Portugieser und Dornfelder sind bereits gelesen. Gestern war der Spätburgunder dran und Silvaner und Kerner folgen in den nächsten Tagen. Interessant auch die Informationen über den Neuffener Versuchsweinberg. Dort testen die Wengerter neue Sorten. War man früher in Neuffen witterungsbedingt eher auf wenige Sorten, wie etwa den Silvaner, den Kerner oder den Schwarzriesling beschränkt, so macht man jetzt auch mit neuen Sorten interessante Erfahrungen. „Der Klimawandel macht sich auch bei uns bemerkbar“ sagt Jürgen Buck. So sind beispielsweise die Sorten Samtrot oder Lemberger im Versuchsstadium. Recht gute Erfahrungen haben die Neuffener mit der Sorte Weißburgunder gemacht. Vom feinfruchtigen Burgunder mit leichter Säure werden für die Edition K8 nur die besten Trauben verwendet. „Das ist unser Zugpferd im Verkauf“, verrät Vorstandsvorsitzender Jürgen Buck.

Vom Frost am stärksten betroffen waren in diesem Frühjahr die Sorten Lemberger und Dornfelder. Auch der Schwarzriesling brachte heuer weniger Ertrag. Die Burgundersorte, Bestandteil des Tälesrotweins, ist im Absatz allgemein eher rückläufig. In Neuffen allerdings, so der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, sei der Schwarzriesling noch ganz gut nachgefragt. „Wir machen auch einen besseren wie die anderen“, sagt Buck. Wohlwissend, dass auch der Wein Modetrends unterliegt. So kann sich Landrat Eininger beispielsweise noch an Zeiten erinnern, als man bei der Weingärtnergenossenschaft im Täle nur Rotwein bekam, wenn gleichzeitig eine bestimmte Menge Weißwein abgenommen wurde.

Heute bewirtschaften die rund 100 aktiven Wengerter der Weingärtnergenossenschaft in acht Gemeinden 28 Hektar Weinberge. Das Anbaugebiet reicht von Weilheim bis Kappishäusern. Neuffen hat mit zwölf Hektar die größte Fläche.

Elke Muckenfuß baut den „höchsten Trollinger Deutschlands“ an

Neben der Genossenschaft gibt es auch im Neuffener Tal einige wenige Wengerter, die ihre Trauben nicht an die Genossenschaft liefern, sondern selber ausbauen. Dazu zählt auch Elke Muckenfuß. Die Neuffenerin begleitet als Botschafterin des Neuffener Weins die Stadt zum Beispiel auf der CMT in Stuttgart. Kostproben ihrer eigenen Produkte präsentierte Elke Muckenfuß gestern zwischen den Rebstöcken unterhalb der altehrwürdigen Ruine. Zur Verkostung gab es die frisch geernteten Trauben aus dem Weinberg und die vergorenen aus der Flasche in den Sorten Silvaner, Kerner und Trollinger.

Mit dem Trollinger zählt Muckenfuß in Neuffen eher zu den Pionieren. Der herzhafte Rote, bei den Schwaben auch Vesperwein genannt, gehört zu den Sorten, die in Neuffen noch selten zu finden sind. Elke Muckenfuß hat es gewagt und ganz gute Erfahrungen damit gemacht. „Höchster Trollinger Deutschlands“ hat sie auf die Etiketten ihres „Trollinger Trocken Neuffener Schloßsteige“ drucken lassen.

So eine Weinprobe, dort, wo die Trauben wachsen, kommt immer gut an. Das weiß man auch bei der Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck. Die nächste Sonntagsweinprobe in Neuffen ist am 1. Oktober. Letzte Gelegenheit für diesen Sommer die Weine mitten in den Weinbergen zu genießen.