Nürtinger Zeitung

Neuer Mittelpunkt des Gemeindelebens

Neuer Mittelpunkt des Gemeindelebens

11.09.2017, VON NICOLE MOHN —

Großbettlingen weihte am Wochenende das neue Forum der Generationen ein – Eine Plattform für das Miteinander

Es ist ein wegweisendes Projekt, das die Gemeinde Großbettlingen am Samstag vollendet hat: Nach viereinhalb Jahren der Planung, Diskussion und Bauphase öffnete am Wochenende das neue „Forum der Generationen“ erstmals seine Türen. Hier soll nicht nur Bewährtes fortgeführt, sondern dieses auch mit Neuem verbunden werden.

GROSSBETTLINGEN. Es ist ein Festtag für die Gemeinde, das spürt jeder, der am Samstag im Sportforum dabei ist: Luftballons in Grün und Weiß schmücken das gesamte Gelände und die Halle, die Sitzreihen sind zum offiziellen Festakt nahezu voll besetzt. Unter den Gästen unter anderem Landrat Heinz Eininger, der Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich und Bürgermeister der umliegenden Gemeinden.

Großbettlingen steht an diesem Tag am Ende eines langen Weges – und am Beginn eines neuen spannenden, wie es Bürgermeister Martin Fritz in seiner Rede zusammenfasst. Am Anfang des Prozesses stand die Schließung des „aqua forums“ und die Frage der Nachnutzung des Gebäudes. 2013 stieß die Gemeinde eine umfangreiche Bürgerbeteiligung an. Schon damals war die Stoßrichtung klar: Das Projekt sollte das soziale Miteinander im Ort fördern und die Generationen zusammenbringen.

Viel Arbeit und Engagement steckt in dem Umbauprojekt

Sowohl für die Konzeption als auch von baulicher Seite steckt viel Arbeit und Engagement in dem Vorhaben. Von Anfang an holte die Gemeinde dazu die Bürger mit ins Boot: 2013 stieß Großbettlingen eine groß angelegte Bürgerbeteiligung an, bei denen die Einwohner, die Vereine, die Volkshochschule, der Kreisjugendring und andere Einrichtungen ihre Ideen und Anregungen einfließen lassen konnten. Eine Vorgehensweise, die vom Land mit einem Preis ausgezeichnet wurde.

Bürgerschaftliches Engagement gab es auch in ganz praktischer Form: Über 900 Stunden packten Bürger mit an, um beim Rückbau des „aqua forums“ zu helfen. Die offizielle Einweihung nutzte Fritz deshalb vor allem, um sich bei allen, die sich an dem Projekt beteiligt haben, zu bedanken. Allen voran bei Projektleiterin Stefanie Bitzer, die zusammen mit ihrem Team unermüdlich die Konzeption weiterentwickelte.

Aber auch baulich stellte das Projekt eine Herausforderung dar. Es sei schon an sich eine Herausforderung, ein Schwimmbad umzubauen, so Jörg Meiers vom Architekturbüro weinbrenner.single.arabzadeh. Noch mehr, wenn aus dem Bad was ganz anderes werden solle. Die Schwimmbadtechnik musste weichen, neue Chor- und Orchesterräume entstanden. Dicke Betonwände wurden aufgebrochen, um für ausreichend Licht zu sorgen, neue Erschließungswege eingerichtet und Versorgungsleitungen gezogen werden.

Große Probleme machte Architekten wie Gemeinde aber vor allem der Brandschutz. „Die Vorschriften setzen für unser Projekt bei den Brandschutzmaßnahmen 3400 Personen an, die im Brandfall sicher ins Freie gelangen können“, so der Rathauschef. „Im Umkehrschluss heißt das: 77 Prozent unserer Bevölkerung muss zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein und sich noch ein Brandfall ereignen“, schüttelt Fritz angesichts der überzogenen Forderungen den Kopf. Er hat bereits Ministerpräsident Kretschmann über den Fall informiert, will sich aber auch zusammen mit Landrat Heinz Eininger unter anderem beim kommunalen Spitzenverband dafür einsetzen, dass es zumindest zukünftig zu bedarfsgerechten Regelungen kommt.

Eine halbe Million Euro Mehrkosten für den Brandschutz

Rund eine halbe Million Euro Mehrkosten, schätzt Fritz, werde der Brandschutz, der zum Teil noch nicht abgeschlossen ist, insgesamt verursachen. Insgesamt investierte die Gemeinde rund 3,3 Millionen Euro in das neue Forum der Generationen. Unterstützung gab es unter anderem aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ in Höhe von 800 000 Euro. Aber auch etliche Spender bedachten das Vorhaben mit Geld: So wurde der große Bewegungsparcours im Außenbereich vollständig über Spenden finanziert.

Mit diesem Geld hat die Gemeinde nun alle räumlichen Voraussetzungen geschaffen, um das Ehrenamt wie auch das Miteinander im Ort optimal fördern zu können. Als zentrale Anlaufstelle dient der neue Infopoint im Foyer. Hier lädt auch das Generationen-Café zum Verweilen ein. Von hier aus gelangen die Besucher entweder zu einem der vielen Bewegungsangebote wie dem neuen Tanzsaal, der auf der ehemaligen Empore entstand, oder zu Unterricht und Proben in einem der Studios im Untergeschoss. Auch das Jugendhaus ist direkt an das Foyer angeschlossen, ebenso der neue Panoramasaal, der einen Blick auf den Bewegungsparcours und die Voralb bietet.

Landrat Heinz Eininger zeigte sich begeistert von dem, was sich in seiner alten Heimatgemeinde Großbettlingen entwickelt hat. Mit dem Forum gebe die Gemeinde eine „visionäre Antwort auf die demografische Entwicklung“, ist sich der Kreischef sicher. Hier könnten sich Jung und Alt, Musiker und Sportler begegnen, gemeinsam Neues aufbauen, voneinander lernen und das Leben in der Gemeinde gestalten. „Daraus wird sich auch ein Stück Zusammenhalt entwickeln: Davon profitieren alle“, ist er sich sicher, dass sich das neue Forum schnell mit Leben füllt.

Der Grundstock dafür ist bereits gelegt, wie das Programm des Bürgerfestes bewies. Bei den zahlreichen Aktionen, Vorführungen und Mitmachangeboten konnten sich die Gäste ein Bild davon machen, was künftig alles im Forum laufen soll. Auch das Programmheft, das Projektleiterin Stefanie Bitzer vorstellte, ist bereits gut gefüllt mit einer Vielzahl von Kursen und Angeboten zur Begegnung.