Gedenken an Roman Herzog

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst und einem Staatsakt im Berliner Dom nahm Deutschland Abschied von Roman Herzog, der von 1994 bis 1999 der siebte Bundespräsident war. Das frühere Staatsoberhaupt war am 10. Januar im Alter von 82 Jahren gestorben. Besonders in Erinnerung blieb seine Rede von 1997 mit dem zentralen Satz: „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“. Der 1934 in Landshut geborene Jurist und Politiker war zuvor Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Landesminister in Baden-Württemberg.

Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble gedachte als Freund der Familie und politischer Wegbegleiter dem „großen Staatsmann und außergewöhnlichen Politiker“ Roman Herzog. Er habe sich durch „uneitle Klugheit und Effizienz“ ausgezeichnet. Schäuble erinnert daran, dass Herzog schon 1976, nach dem legendären Beschluss von Kreuth, als CDU und CSU fast auseinandergegangen wären, eine gute Rolle gespielt habe. In Baden-Württemberg, als Landespolitiker, sei Herzog „als Konservativer kritisiert“ worden, das „lag in jenen Jahren quer zur politischen Korrektheit“, greift er das Motiv des Bundespräsidenten auf. Herzog habe für einen „zugleich freiheitlichen als auch starken Staat plädiert“.

Schäuble erinnerte auch an Konflikte, etwa beim Ringen um den Nato-Doppelbeschluss. Als Bildungsminister sei seine Politik sehr umstritten, aber hoch erfolgreich gewesen. Als Minister, erinnerte Schäuble, habe Herzog einmal eine Latein-Abiturklausur mitgeschrieben: „Nach 15 Minuten abgegeben, eins“. Bevor der Staatsakt mit der Nationalhymne ausklang, verabschiedete Schäuble seinen Freund: „Wer mit ihm zusammen sein, zusammen arbeiten durfte, auch dafür bleiben wir dankbar“, sprach er allen aus der Seele.